Sonntag, 29. März 2015

Ostereier mit Wachstechnik

Nach meinem unvorbereiteten Osterdebakel letztes Jahr präsentiere ich heute, nicht ganz ohne Stolz, eine Technik der Ei-Dekoration, die mir zwei schlaflose Nächte bereitet hat. Aber nachdem ich jetzt endlich den Bogen raus habe, gibt es hier eine Anleitung mit zahlreichen Tips, damit es bei euch auf Anhieb gelingt!


Vorab gibts bei mir ausnahmsweise mal Theorie, damit ich mit meinem Wissen angeben kann - wofür hätt ichs denn studiert! Diese Art der Ei-Dekoration ist nämlich traditionelles Element des sorbischen Osterbrauchs. Die Sorben wiederum sind in der Ober- und Niederlausitz (Deutschland) beheimatet und haben slawische Wurzeln. Das erklärt dann auch die Ostertradition, die Ähnlichkeit ihrer Sprachen beispielsweise zum Polnischen und ihre deutlich slawische Tracht. Die Symbole, die sie mit Wachs auftragen, bevor die Eier gefärbt werden, haben alle verschiedene Bedeutungen. Der Kreis mit den Zacken außen steht beispielsweise für die Sonne, die Dreiecksformen sollen an die Dreifaltigkeit erinnern. Und das soll Glück bringen. Wie geht sie also, die Wachstechnik?

Ihr braucht:


- Federn (hier: Indianerfedern, Gänsefedern sollen sich aber am besten eignen)
- Bastelmesser
- Stecknadel mit Glaskopf
- Bienenwachs und Kerzenwachs
- Vorrichtung zum Schmelzen
- Bleistift
- (für Streber:) Kreisschablone
- hartgekochte Eier
- Eierfarbe

Bevor ihr loslegen könnt, wird das Werkzeug vorbereitet.


Die Spitze der Federn wird mit dem Bastelmesser in eine bestimmte Form gebracht (Dreieck, Diamant, V), alles unterhalb dieser Spitze wird vom Kiel getrennt. Die Nadel wird zur leichteren Handhabung in einen Griff gesteckt, das kann ein Korken, ein weicher Bleistift oder ein Lederstück sein, was man eben gerade bereit hat.

Mit diesem Werkzeug wird das Wachs auf die gekochten Eier aufgetragen.
 
Als "Vorrichtung" zum Schmelzen wird traditionell ein gebogener Löffel verwendet, der in eine Kartoffel oder ein Glas mit Sand gesteckt wird. Mit einem Teelicht darunter kann man dann die Wachsmischung im Löffel schmelzen. Wem dies zu umständlich (und schade) ist, der hat vielleicht das Glück, einen Weihrauchbrenner im Hause zu haben. Anstatt des Weihrauchs kann man dann ein leeres Teelicht-Alugefäß in die Pfanne stellen und darin das Wachs schmelzen. Dieser Hack war (muss ich bescheiden anfügen) meine Idee und hat sehr gut funktioniert. Damit kann man sogar die Nähe zur Flamme bei Bedarf verändern.


Was das Wachs betrifft, gibt es einiges zu beachten. Die perfekte Mischung besteht aus 2 Teilen Bienenwachs und 1 Teil Kerzenwachs - ist zu viel Bienenwachs in der Mischung, haftet das Wachs nicht auf dem Ei und die Konturen verrinnen. Bei einem Überschuss an Kerzenwachs wird die Mischung zu schnell fest und lässt sich nicht aufs Ei drücken. Die Temperatur ist aber auch ausschlaggebend: ist die Mischung zu kalt, wird sie zu schnell fest, ist sie zu heiß, verläuft sie am Ei.

Die richtige Temperatur ist erreicht, wenn das Wachs leicht raucht bzw kurz davor ist, zu rauchen. Als Test kann man einen Tropfen auf Papier verstreichen - wenn er vollständig aufgesaugt wird, ist es genau richtig. Ansonsten empfehle ich, immer ein Test-Ei zur Hand zu haben, auf dem man überprüfen kann, ob die Mischung passt. So versaut man sich nicht das schöne Muster, einmal aufgetragen ist die Eierschale nämlich für Farbe gesperrt, da hilft auch Abkratzen nichts.

Es empfiehlt sich, die Muster oder zumindest die grobe Einteilung am Ei anzuzeichnen, bevor das Wachs aufgetragen wird. Traditionell werden - nach Augenmaß oder mit Hilfsmitteln - Längs- und Querlinien aufgemalt, um die Muster gleichmäßig zu verteilen. Mit einer Kreisschablone kann man auch Kreise schon markieren, was später ungemein hilfreich ist.

Mit Bleistift und Schablonen wird das Ei markiert.

Jetzt geht es aber endlich los. Mit den Federn und der Stecknadel werden Muster auf die Eierschale aufgetragen. Dabei sollte man halbwegs schnell handeln, damit das Wachs nicht vorher fest wird - hudeln braucht man aber auch nicht. Man sollte nur immer darauf achten, das Werkzeug schön tief ins Wachs zu tauchen, und es gelegentlich kurz im Wachs zu belassen, damit darauf eingetrocknete Wachsreste wieder schmelzen können. Die Teile der Eierschale, die mit Wachs gesperrt werden, nehmen dann beim Färben keine Farbe an.


Ist man zufrieden mit dem Ergebnis, wird gefärbt. Während sich die Eier im Farbbad tummeln kann man mindestens 5-10 Minuten lang aufräumen, Blogpost vorbereiten oder Uhren umstellen, oder sich anderweitig so lange ablenken, bis die Eier die gewünschte Farbintensität angenommen haben.


Dnnn wird das Ei aus dem Farbbad genommen und vorsichtig trockengetupft. Eigentlich könnte man da dann schon fertig sein mit der Technik.

Da diese Sperrtechnik aber auch bei erneutem Färben wirkt, kann man als Variante auch die Muster für den ersten Färbegang kleinflächig halten, erst mit einer hellen Farbe färben und danach erneut Muster auftragen.

Die Umrandung ist vor dem Färbegang auf die weiße Schale aufgetragen,
das Muster in der Mitte aber erst danach auf die erste Farbschicht.

Wenn man das Ei dann in eine dunklere Farbe legt, bleibt das neu gesperrte Muster in der ursprünglichen Farbe erhalten - man hat also ein farbiges Muster am Ei. Wem dies nicht reicht, der kann auch noch ein drittes Mal färben. Das habe ich versuchsweise leider nur mit einem Ei probiert, beim nächsten Durchgang werden aber sicherlich mehrere davon dabei sein.

So sieht es mit drei Färbevorgängen aus.
Zwei Färbevorgänge: Die Umrandung auf der weißen
Eierschale, das Muster innen auf der ersten Farbschicht.

Nach dem Trocknen wird dann das Wachs entfernt. Dazu wird das Ei mutig an eine Flamme gehalten (diese sollte größer sein als bei einem Teelicht, sonst wird man zum Schwammerl) und das verlaufende Wachs mit Küchenrolle abgewischt. Fertig sind die gemusterten Eier!

Die Fazits zur Technik:
1) Es ist echt nicht leicht, das Wachs richtig hinzukriegen. Die Temperatur und das Mischverhältnis müssen genau stimmen! Also nicht gleich aufgeben, sondern einfach noch einmal probieren.
2) So verzierte Eier sind fast zu schade zum essen. Also nächstes Mal vorher ausblasen und dann aufbehalten, bis sie kaputt werden.
3) Lila mögen wir (zumindest bei diesen Eierfarben) nicht. Die Eier, die eigentlich schön grell lila sein sollten, sind recht bräunlich geworden. Bläh.


Ein paar Bilder noch zum Abschluss, dann wünsche ich euch fröhliches Eierfärben! Bei mir fehlt als Vorbereitung noch das Osterlamm - die Eier haben dieses Jahr etwas länger gedauert, aber dafür umso mehr Spaß gemacht.





 

2 Kommentare:

  1. Die sind wirklich toll geworden, liebe Minnie :) Und erst diese Technik, sehr cool!
    Jetzt wird's fast Zeit das ich mich auch ans Färben mache :)

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    1. Danke Sabina! Freut mich, wenn sie dir gefallen :) Kannst es ja gelegentlich auch mit der Technik probieren, die kann ich nur empfehlen!

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